Familie: Onagraceae

Gattung Epilobium L. ‒ Weidenröschen

Artschlüssel

1

Einjährig; Rinde in Streifen abblätternd; Früchte bis 2 cm lang

E. brachycarpum

Mehrjährig; Rinde nicht in Streifen abblätternd; Früchte deutlich länger als 2 cm

2




2

Blätter wechselständig, linear bis schmal-lanzettlich; Blüten schwach zygomorph, mit kurzer Röhre, auffallend; Narbe 4-spaltig, abwärts gerichtet

3

Blätter wechsel- oder gegenständig, breit-lanzettlich bis elliptisch; Blüten radiär, mit langer Röhre, Blüten klein (Ausnahme E. hirsutum); Narbe 4-spaltig oder kopfig, gerade

4




3

Blätter lanzettlich, mindestens 1 cm breit, unterseits blaugrün; Kronblätter mit kurzem Nagel (stark verschmälerter Teil am Grund); sehr häufig

E. angustifolium

Blätter lineal-lanzettlich, bis 0,5 cm breit, unterseits grün; Kronblätter ohne Nagel; extrem selten auf Bahngelände

E. dodonaei




4 (2)

Narbe 4-spaltig; Stängel teilweise sehr deutlich behaart (E. hirsutum, E. parviflorum), rund

5

Narbe keulig; Stängel höchstens anliegend behaart, meist kantig (nur E. palustre rund)

9




5

Stängel deutlich abstehend behaart (jung aber kahl!); Blüte > 15 mm breit

E. hirsutum

Stängel locker anliegend weißlich behaart oder kaum behaart, Blüten deutlich kleiner

6




6

Stängel locker anliegend, weißlich behaart, Blätter sitzend

E. parviflorum

Stängel kaum behaart; Blätter gestielt

7




7

Blattstiel > 4 mm lang; Blattgrund keilig; Blattachseln meist mit Seitentrieben

E. lanceolatum

Blattstiel < 3 mm lang; Blattgrund abgerundet oder keilig (E. collinum); Blattachseln nicht alle mit Seitentrieben

8




8

Stängel am Grunde verzweigt; Blattgrund abgerundet; Blätter meist > 4 cm lang; Kelch und junge Kapsel drüsig behaart; Blütenkrone > 8 mm lang

E. montanum

Stängel am Grunde unverzweigt; Blattgrund keilig; Blätter meist < 4 cm lang; Kelch und junge Kapsel drüsenlos behaart; Blütenkrone < 6 mm lang

E. collinum




9 (4)

Ausläufer; Stängel rund; Blätter lineal-lanzettlich, fast ganzrandig

E. palustre

mit oder ohne Ausläufer; Stängel mit Längsleisten; Blätter lanzettlich oder eiförmig lanzettlich

10




10

Pflanze bis 30 cm hoch; mit oberirdischen Ausläufern; in Mooren, ausgestorben

E. nutans

Pflanze deutlich höher; ohne oberirdische Ausläufer; nicht in Mooren

11




11

Blattstiel > 5 mm; Blütenstand deutlich drüsig

E. roseum

Blattstiel < 3 mm; Blütenstand höchstens schwach drüsig

12




12

Frucht und Achsenbecher mit anliegenden Haaren und Drüsenhaaren; Samen mit Papillen in Längsreihen

13

Höchstens Achsenbecher (scheinbare Kelchröhre) mit einzelnen Drüsenhaaren; Samen mit Papillen nicht in Längsreihen

14




13

Blütenstiele < 10 mm; Blüten lila; Stängel nur oberwärts verzweigt; Ausläufer im Herbst vorhanden

E. adenocaulon

Einige Blütenstiele > 10 mm (bis 35 mm); Blüten weiß bis weißlich-lila; Stängel meist vom Grund an verzweigt; Ausläufer im Herbst oft fehlend

E. ciliatum




14 (12)

Ausläufer vorhanden; Achsenbecher mit einzelnen Drüsenhaaren

E. obscurum

Ausläufer fehlen; Drüsenhaare fehlen

15




15

Blätter herablaufend, dicht gezähnt; Samenpapillen stumpf

E. tetragonum

Blätter kurz gestielt, entfernt gezähnt; Samenpapillen spitz

E. lamyi


Epilobium-Arten neigen zu Hybridisierung, und ein Großteil der möglichen Hybriden ist bekannt. Lediglich für E. brachycarpum ist auf Grund der abweichenden Chromosomenzahl (2n = 24, alle anderen Arten 2n = 36) eine Hybridbildung mit den heimischen Epilobium-Arten nicht anzunehmen. Die Hybriden geben sich durch reduzierte Fertilität zu erkennen, doch ist nicht jede Pflanze mit reduzierter Fertilität notwendigerweise auch eine Hybride. Hybriden wurden in Hessen bisher wenig beachtet, obwohl bereits Dosch (1887) auf die starke Neigung zur Bildung von Bastarden hinweist, wobei er Epilobium collinum × lanceolatum, Epilobium hirsutum × tetragonum, Epilobium lanceolatum × montanum, Epilobium lanceolatum × tetragonum, Epilobium palustre × parviflorum, Epilobium parviflorum × tetragonum, Epilobium parviflorum × roseum, Epilobium obscurum × palustre erwähnt. Ludwig (1952) führt weiterhin für den Dillkreis Epilobium montanum × tetragonum, Epilobium parviflorum × tetragonum, Epilobium hirsutum × parviflorum, Epilobium montanum × obscurum, Epilobium montanum × roseum, Epilobium obscurum × parviflorum und Epilobium obscurum × roseum auf. Danach dürften in Hessen weitgehend alle bereits von Haussknecht (1884) aufgeführten Hybriden vorkommen. Auf die starke Neigung zur Bildung von Hybriden bei Epilobium ciliatum [s. l.] verweist auch Haussknecht (1885) und nennt außerdem Epilobium obscurum × palustre und Epilobium obscurum × parviflorum für Hessen. Herbarrevisionen im Senckenberg-Herbarium ergaben für Epilobium ciliatum [s. l.] × obscurum, Epilobium ciliatum [s. l.] × palustre und Epilobium ciliatum [s. l.] × roseum etliche Belege. In diesen Fällen ist nicht auszuschließen, dass der momentane Rückgang der Sippen auch durch Hybridisierung mit dem Neophyten Epilobium ciliatum [s. l.] bedingt ist. Unklar ist, ob die teilweise fertilen Hybriden in der Lage sind, in Hessen Areale aufzubauen oder ob sie immer wieder durch Hybridisierung neu entstehen. Eine 2010 gefundene große Population von Epilobium ciliatum × palustre in einem Feuchtgebiet bei Kirtorf (Vogelsbergkreis) deutet die erste Möglichkeit an.
Epilobium-Arten werden häufig verkannt. Viele Herbarbelege sind falsch bestimmt. Hybriden sind nur ausnahmsweise als solche erkannt. Da fast alle Epilobium-Arten häufig sind, fallen die vielen Verwechslungen in der Literatur kaum auf.




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