Carl Bernhard Lehmann

* 7. Januar 1811 Burzberg bei Wörpen
† 14. Juni 1875 Offenbach

von Georg Wittenberger & Sylvain Hodvina

Carl Bernhard Lehmann wurde als einziger Sohn des Johann Friedrich Bernhard Lehmann (* 16. September 1757 Zerbst, † 8. Februar 1825 Burzberg bei Wörpen) und dessen zweiter Ehefrau Maria Carolina Louise Cramer (* 2. November 1768 Runkel, † 31. Januar 1848 Offenbach) auf dem Burzberg bei Wörpen (Anhalt) geboren. Dort arbeitete sein Vater seit Sommer 1801 als Schloßaufseher. Vorher war er Kammerdiener bei Friederike Albertine Johanna Elisabeth von Schwarzburg-Sondershausen (1774‒1806), der Ehefrau des Friedrich Karl zu Sayn-Wittgenstein und Hohenstein (1766‒1837) auf Schloß Wittgenstein bei Bad Laasphe. Aus der ersten Ehe mit Maria Dorothea Streun (* Dezember 1760 Sondershausen, † 13. Juli 1808 Burzberg bei Wörpen) ging die in Bad Laasphe geborene Halbschwester Friederike Louise (*1799‒†>1819) hervor. Da die Anhöhe, auf der das 1764 von Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst (1734‒1793) inmitten eines Weinberges errichtete Jagd- und Lusthaus steht, seit 1832 den Namen Hubertusberg trägt, findet sich diese Ortsbezeichnung als Geburtsort in späteren Nachrufen und biographischen Notizen zu Carl Bernhard Lehmann.

Bis zum zehnten Lebensjahr besuchte Carl Bernhard Lehmann die Volksschule des Dorfes Wörpen, danach drei Jahre die Schule in Coswig. Es schloss sich das Gymnasium in Zerbst an. Die Aufnahme in die Klasse IVa der Herzoglichen Schule (ab 1832 „Francisceum“) erfolgte am 23. April 1824. Da der Vater im darauffolgenden Jahr starb, fiel der Mutter die schwere Aufgabe zu, die 80 Taler Jahresgeld für die Pension aufzubringen.

Mit 16 Jahren, also 1827, begann Carl Bernhard Lehmann eine Lehre bei Apotheker Christian Gottfried Ferdinand Friedrich Tuchen (1796‒1860) in Staßfurth (Provinz Sachsen), wo er bis 1832 blieb. Dort war von 1829 bis 1831 auch Wilhelm Rother (1810‒1867) als „Apothekengehülfe“ tätig. Aus dem Nachruf für Rother geht hervor, dass beide zusammen botanische Exkursionen unternommen hatten. Dabei haben beide eine Fülle von botanischen Aufzeichnungen gemacht, Lehmann hat wohl auch botanisiert. Über die floristischen Besonderheiten der Umgebung Staßfurths berichtete Lehmann in seiner ersten Publikation 1833 in der „Flora“.

Ende September 1831 (an „Michaeli“) hatte Carl Bernhard Lehmann seine „Gehülfentätigkeit“ in Staßfurth beendet; er blieb jedoch noch ein halbes Jahr bei seinem Lehrherrn. Danach ging er nach Koblenz, wo er 18 Monate blieb. Über den genauen Aufenthalt, auch über eine Anstellung in einer Apotheke sind bislang keine Angaben bekannt, da weder Meldeunterlagen im eigentlichen Sinne existieren, die Adressbücher eine Lücke zwischen 1828 und 1840 aufweisen und auch die Akten der drei Koblenzer Apotheken unergiebig sind. Carl Bernhard Lehmann muss sich dem Kreis derer angeschlossen haben, die die Gründung eines botanischen Vereins vorbereiteten. Die Genehmigung der Gründung des „botanischen Vereins am Mittel- und Niederrheine“ wurde im Juni 1834 erteilt. Zu jener Zeit war Lehmann nicht mehr in Koblenz. Er trat aber im August 1834 dem Verein bei, wie dem „Ersten Jahresbericht“, erschienen 1837, zu entnehmen ist. Als Stand wird Pharmazeut, als Wohnort „derzeit in Berlin“ angegeben. Auch unter den Spendern ist Lehmann aufgeführt. Dem Herbarium des Vereins übergab er 128 Species, der Bibliothek einen handschriftlichen Beitrag mit dem Titel „Verzeichnis der im Jahre 1834 bei Düsseldorf aufgefundenen Pflanzen“.

Die nächste Station war Düsseldorf, wo er als Pharmazie-Gehilfe tätig war. Im Stadtarchiv sind keine Unterlagen zu finden, allerdings hat Lehmann durch eine Veröffentlichung in der „Flora“ Spuren hinterlassen: im März 1835 berichtet er über „Seltene Pflanzen von Düsseldorf“ Ferner werden auch von ihm gemachte Funde in den „Verhandlungen des naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande“ von anderen Autoren zitiert.

Im Jahre 1835 wird Carl Bernhard Lehmann bei der königlich bayerischen botanischen Gesellschaft zu Regensburg als „correspondirendes Mitglied“ aufgenommen. Als Geschenk hatte er dem Regensburger Herbarium „Eine kleine Sammlung seltener Gewächse aus der Gegend von Düsseldorf“ geschickt. Vier Jahre später, am 10. Januar 1839, sollte ihn die königliche botanische Gesellschaft in Edinburgh zu ihrem „ordentlichen auswärtigen Mitglied“ ernennen.

Fundortangaben von Lehmann werden in zahlreichen Arbeiten von Philipp Wilhelm Wirtgen (1806‒1870) zitiert, beispielsweise in einer 1844 erschienen Arbeit über Scrofularia Neesii mit einem Fund, den Lehmann 1834 in Düsseldorf gemacht hat. Auch im „Ersten Nachtrag zum Prodromus der preuss. Rheinlande“ sowie in der Arbeit über kryptogamische Gefässpflanzen ist dies der Fall. 1850 erscheint eine Arbeit von Wirtgen über „Neue Beiträge zur Kenntniss der rhein. Verbasken“, in der Lehmann wie folgt erwähnt wird: „Als ich im J. 1833 mit meinem Freunde C. B. Lehmann (in Offenbach) das V. [=Verbascum] Schottianum an der Mosel zwischen Winningen und Cochem entdeckte, kam diese schöne Pflanze nur ganz vereinzelt vor und vermehrte sich in den folgenden Jahren nur sehr langsam, so dass Jahre eintraten, in welchen man sie gar nicht fand.“

Dem Düsseldorfer Aufenthalt schloss sich eine fünfmonatige Reise mit seinen Freunden [N.N.] Oswald und Jannaus Ulrich Eduard Nehring (1809‒1872, seit 1837 Apotheker in Altenweddingen) durch die Schweiz über den St. Bernhard nach Oberitalien an. Von da ging es über Triest nach Wien und Prag. Wegen der schwachen finanziellen Mittel machte er die für die damalige Zeit große Reise fast nur zu Fuß. In Heiligenblut hatte Lehmann im Jahre 1835 Professor David Heinrich Hoppe (1760‒1846) getroffen. Nach der Rückkehr von der großen Reise ging Carl Bernhard Lehmann zunächst nach Eilenburg und dann nach Berlin, wo er 1836 ein Studium begann. Am 19. Juni 1837 erhielt er das preußische Staatsexamen erster Klasse für Pharmazeuten mit großer Auszeichnung. Er blieb noch drei Jahre in Berlin im Laboratorium des Apothekers Kunz.

Im Jahre 1840 übersiedelte Carl Bernhard Lehmann nach Offenbach. Hier blieb er bis zu seinem Tod im Jahr 1875. Anfangs war er noch als Pharmazeut tätig, später als Fabrikant von Chemikalien. In dem „Geschäfts-Adreßbuch“ der Stadt Offenbach am Main von 1846 ist Lehmann unter den vier Apotheken nicht erwähnt. Vielmehr ist er unter den 30 chemischen Fabrikanten zu finden mit folgendem Eintrag: „Lehmann, B. Buchbindelack u.a. chem. Artikel, Frankfurterstraße“. Später hatte er zusammen mit dem Chemiker Georg Gottfried Ludwig Kugler (1826‒1858) eine gemeinsame Fabrik. Bei der Industrie-Ausstellung in München 1854 bot die Firma Lehmann & Kugler „Ammonium- und Eisenverbindungen, Natronsalze und andere Chemikalien zum Medizinal- und technischen Gebrauche“ an, auch wurde sie mit einer Ehrenmünze ausgezeichnet für ihre „Darstellung genau titrirter Probeflüssigkeiten und ihres Werthes als genauer chemischer Maßstäbe“. 1855 nahm die Firma in Paris teil an der „Exposition des produits de l'industrie de toutes les nations“ mit "Produits chimiques et solutions titrées Méd.“.

Wenige Jahre (1856‒1860) verwaltete er in Bonames die Adler-Apotheke des Wilhelm Carl Christian Nonne (1804‒1884). Zu seinen Lehrlingen gehörte auch der 1842 in Bonames geborene Martin Dürer († 1921). Neben dem Apothekenbetrieb war Carl Bernhard Lehmann auch als Vermittler von Versicherungspolicen der Frankfurter Versicherungs-Gesellschaft „Providentia“ tätig. Nach dem Verkauf der Apotheke im Herbst 1860 durch Wilhelm Nonne an Johann Carl Sames (1825‒1906) kaufte sich Carl Bernhard Lehmann in Offenbach ein und wurde Bürger der Stadt; der Eintrag in das Ortsbürgerregister von Offenbach erfolgte am 6. Februar 1861.

Am 31. März 1861 heiratete Carl Bernhard Lehmann in Offenbach die Margarethe Henriette Antonette Müller (* 28. Februar 1827 Gießen, † 31. Oktober 1894 Darmstadt-Bessungen), Tochter des Ober-Domainenboten Daniel Müller (* 13. November 1801, † 2. Dezember 1832 Gießen) und der Elisabetha Hardt († <1861).

Im Sommer 1865 erlitt Carl Bernhard Lehmann einen Schlaganfall, in dessen Folge er auf der ganzen rechten Seite gelähmt war. Über 10 Jahre verbrachte er bis zu seinem Tod meist im Bett. Wegen einer zusätzlichen Sprachlähmung waren auch Unterhaltungen fast unmöglich, nur seine Frau konnte ihn noch verstehen. Carl Bernhard Lehmann starb am 14. Juni 1875 in Offenbach am Main, die Beerdigung fand zwei Tage später statt.

Handschrift Carl Bernhard Lehmann, Beleg in JE In Offenbach beschäftigte sich Carl Bernhard Lehmann intensiv mit der heimischen Pflanzenwelt und wurde bald ein hervorragender Kenner der Standorte. Auf zahlreichen Exkursionen sammelte er zudem Belegexemplare für sein Herbarium, das vorzüglich gepflegt war. Und er wollte auch im Offenbacher Verein für Naturkunde ein vollständiges deutsches Herbarium aufstellen. Seine Krankheit hat dies letztendlich verhindert. Er stand mit vielen Fachkollegen in Kontakt und lieferte als Gewährsmann auch für Florenwerke zahlreiche Angaben. Neben der heimischen Pflanzenwelt spezialisierte sich Carl Bernhard Lehmann auf die Sempervivum-Arten. Zahlreiche Arbeiten, teilweise auch mit Neubeschreibungen zeugen davon. Oftmals erfolgten die Beschreibungen zusammen mit dem Darmstädter Hofgartendirektor Georg Friedrich Schnittsphan (1810‒1865). Ursprünglich war wohl eine Monographie der Gattung geplant. Dazu kam es aber nicht mehr.

Im Jahre 1843 hat Carl Bernhard Lehmann in der Zeitschrift „Flora“ einen Aufsatz über „Utricularia pulchella, eine neue deutsche Pflanze“ veröffentlicht. Für das Gesellschaftsherbarium hatte er auch Belegexemplare aus dem Entensee bei Bürgel mitgeschickt. Der im Herbarium Regensburg befindliche Beleg wurde von Gregor (2000) als Lectotypus ausgewählt.

Ein weiteres Betätigungsfeld war die Mitarbeit in naturkundlichen Vereinen. Nach dem Vorbild in anderen Teilen Deutschlands hatte sich 1845 auch im Großherzogtum Hessen ein naturhistorischer Verein gebildet, der leider nur wenige Jahre bestand. Zwei Hefte hat dieser Verein in der kurzen Zeit veröffentlicht, in denen auch Carl Bernhard Lehmann vertreten ist, er gehörte zu den Mitbegründern. Im „Ersten Heft“ der „Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für das Großherzogthum Hessen und Umgebung“ wird die Gründungsgeschichte kurz gestreift. Danach hatten der Pharmazeut Lehmann und der Reallehrer Georg Friedrich Andreas Walter (1804‒1883) die Gründung eines solchen Vereins angeregt: „Nach Rücksprache mit Herrn Garteninspector Schnittspahn in Darmstadt über erwähntes Bedürfniß gab sich derer Idee über die Gründung eines Vereins für vaterländische Naturgeschichte in Nr. 39 der von Herrn G. Walter in Offenbach herausgegebenen Industrie-Halle vom Jahre 1844 zuerst öffentlich kund“. Am 16. November 1844 fand ein Treffen in Langen statt, an dem auch der Chemiker Karl August Friedrich Moldenhauer (1797‒1866) aus Darmstadt teilnahm. Die großherzogliche Zeitung berichtete am 22. November 1844 darüber. Bis zum Februar 1845 gab es über 60 Beitretende. Die erste Hauptversammlung fand am 17. Februar 1845 in Darmstadt mit 28 Mitgliedern statt. Eine zweite Hauptversammlung in Darmstadt fand am 30. April 1845 statt, am 1. Juli 1845 genehmigte das Innenministerium die Vereinsgründung (inzwischen mit 65 ordentlichen Mitgliedern).

Die botanische Section stand unter Vorsitz von Garteninspektor Schnittspahn, Pharmazeut Lehmann war Protokollführer. In der Generalversammlung am 24. August 1846 (die erste Generalversammlung nach der förmlichen Constituirung) gab es auch Sektionsberichte. So gab Schnittspahn einen Überblick "bdquo;über die seit 1840 mir bekannt gewordenen neuen Entdeckungen“ (1. Aufl. der Flora). Dabei wurde auch Carl Bernhard Lehmann erwähnt. In der Generalversammlung am 11. August 1847 überreichte Lehmann schriftliche Notizen zur hessischen Flora und bestätigte die Entwässerung des Hengsters. In der 2. Auflage von Schnittspahns Flora (Juni 1846) wird Lehmann im Vorwort erwähnt: „Ausser den, in dem Vorworte zur ersten Auflage erwähnten Herrn, welche mich theilweise auch jetzt noch mit ihren Erfahrungen gütigst unterstützten, verdankt diese zweite Auflage sehr Vieles den gefälligen Mittheilungen meiner geehrten Freunde, Herrn Fabrikanten C. B. Lehmann in Offenbach und Apotheker Münch in Langen“.

Auch bei der „Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde“ in Hanau wirkte er. So wurde „C. B. Lehmann zu Offenbach“ in der Jahresversammlung der Gesellschaft am 27. August 1845 zum correspondierenden Mitglied gewählt. In der öffentlichen Jahresversammlung am 11. August 1847 wurde bekanntgegeben, dass „Herr C. B. Lehmann“ als wirkliches Mitglied aufgenommen wurde. 1851/52 übereignete er der Gesellschaft zahlreiche Pflanzen für das Herbarium. Im 1855 erschienenen Jahresbericht wird als Naturaliengeschenk Carex pilosa aus dem Taunus erwähnt.

Bereits vor seiner Bonameser Zeit hatte Lehmann Kontakt mit dem Oesterreichischen Botanischen Wochenblatt. Unter der Rubrik „Botanischer Tauschverein in Wien“ im 3. Jahrgang der Zeitschrift (1853) unter „1. Verzeichnis neu eingesandter Pflanzenarten“ sind folgende Arten von Lehmann: Agropyrum glaucophyllum (Döll) von Mainz, Glyceria plicata Fries von Offenbach, Carex leptostachys Ehrh. von Heidelberg, Sedum boloniense Lois. von Hochheim und Tilia floribunda A.Br. Aus dem VIII. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien (1854) geht hervor, dass „Lehmann C. B., in Offenbach. - Einges. 1876 Expl. aus der Flora von Deutschland“ einsandte. Im IX. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien (1855) wurden für Lehmann erwähnt 418 Exemplare aus der Flora von Deutschland. Während seiner Zeit in Bonames botanisierte Lehmann intensiv im Frankfurter Raum. 1857 veröffentlichte er einen Aufsatz im Oesterreichischen Botanischen Wochenblatt über eine zweitägige Exkursion, die ihren Ausgangs- und Endpunkt in Bonames hatte. Die Redaktion der Zeitschrift hatte ihn darum gebeten. Und im XII. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins (1858) wurde berichtet, dass Apotheker Lehmann aus Bonames 1857 insgesamt 370 Exemplare aus der Flora von Frankfurt a.M. eingesandt hat.

Im 1859 gegründeten Offenbacher Verein für Naturkunde, der die ersten Wochen noch unter „Naturforschende Gesellschaft zu Offenbach“ geführt wurde, war Carl Bernhard Lehmann äußerst aktiv. Er hat sicher bei den Gründungsvorbereitungen mitgewirkt, da er seinerzeit schon bei der Gründung des nur wenige Jahre bestehenden „Naturhistorischen Vereins für das Großherzogthum Hessen und Umgebung“ aktiv war. Leider ist in der Gründungsurkunde vom 10. März 1859 sein Name nicht enthalten. Er wurde aber im gleichen Jahr noch in die botanische Sektion gewählt und schon im September 1860 in den Vorstand des Vereins berufen und schied 1865 satzungsgemäß wieder aus. In den jährlichen Berichten des Vereins über seine Tätigkeit wird Carl Bernhard Lehmann mit Vorträgen erwähnt, ebenso wie er dem Verein zahlreiche Objekte schenkte, neben Pflanzen auch Mineralien und Tiere.

In einem Exsikkatenwerk gab Philipp Wilhelm Wirtgen 1859 unter der Nummer 92bis mit Wahlenbergia hederacea eine Aufsammlung heraus, die „In Torfsümpfen des Hengster bei Offenbach“ von Carl Bernhard Lehmann gesammelt worden sein soll. Buttler (2012) schreibt hierzu: „Bei der Ortsangabe liegt wahrscheinlich ein Missverständnis zwischen Sammler und Herausgeber vor. Vielleicht hat Lehmann andere Arten aus dem Hengster geliefert und Wirtgen hat die Wahlenbergia irrtümlich dazugerechnet. Jedenfalls gibt es von Lehmann selbst keinen Hinweis auf ein solches Vorkommen. 1847 hat er speziell die Besonderheiten der Hengster-Flora geschildert, ohne die Art zu nennen, und 10 Jahre später erwähnt er in einem weiteren Artikel zwar den Hengster, gibt aber die Wahlenbergia nur für Walldorf an“.

Das botanische Autorenkürzel lautet „C.B.Lehm.“.

In der Zeitschrift „Flora“ wurde im Januar 1876 sein Herbarium angeboten: „Das von C. B. Lehmann in Offenbach a.M. hinterlassene Herbar, welches eine vorzugsweise reiche Vertretung der in der Umgegend von Frankfurt a.M. wildwachsenden Pflanzen bietet, soll verkauft werden. Zur Ertheilung näherer Auskunft ist sowol Herr Realschuldirektor Dr. Kuhl in Offenbach, als der Unterzeichnete bereit. Darmstadt, im Januar 1876. Dr. Leopold Dippel“. Über den Verbleib des Privat-Herbariums ist nichts bekannt. Die hinterbliebene Witwe schenkte dem Offenbacher Verein für Naturkunde neben diversen Mineralien auch eine Fotographie Lehmanns. Leider gehört das Foto wie auch das Vereinsherbar mit Lehmanns zahlreichen Belegen zu den massiven Kriegsverlusten des Vereins im Zweiten Weltkrieg. Belege von Carl Bernhard Lehmann sind in B, FR, GOET, HAL, HBG, HEID, JE, KR, MB, MSTR, REG, STU, W, WIES und WU nachgewiesen.

Von Lehmann beschriebene Pflanzen:
Sempervivum doellianum C.B.Lehm. 1850, Flora 33: 449
Utricularia pulchella C.B.Lehm. 1843, Flora 26(2): 786

Sempervivum albidum Schnittsp. & C.B.Lehm. 1855, Flora 38: 4
Sempervivum bryoides C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 91
Sempervivum cornutum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 92
Sempervivum delasoiei C.B.Lehm. & Schnittsp. 1860, Ber. Offenbacher Vereins Naturk. Thätigk. 1: 33
Sempervivum densum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1860, Ber. Offenbacher Vereins Naturk. Thätigk. 1: 56
Sempervivum fimbriatum Schnittsp. & C.B.Lehm. 1855, Flora 38: 17
Sempervivum fuscum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 88
Sempervivum hausmanni C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 89
Sempervivum mettenianum Schnittsp. & C.B.Lehm. 1855, Flora 38: 4
Sempervivum parviflorum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1864, Ber. Offenbacher Vereins Naturk. Thätigk. 5: 55
Sempervivum penicillatum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 90
Sempervivum pilosella C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 90
Sempervivum ruthenicum Schnittsp. & C.B.Lehm. 1855, Flora 38(1): 5
Sempervivum schottii C.B.Lehm. & Schnittsp. 1860, Ber. Offenbacher Vereins Naturk. Thätigk. 1: 35
Sempervivum spectabile C.B.Lehm. & Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 87
Sempervivum stenopetalum Schnittsp. & C.B.Lehm. 1855, Flora 38: 18
Sempervivum tomentosum C.B.Lehm. & Schnittsp. 1856, Flora 39: 57
Sempervivum webbianum hort. ex C.B.Lehm. & Schnittsp. 1856, Flora 39: 57
Sempervivum widderi C.B.Lehm. & Schnittsp. 1860, Ber. Offenbacher Vereins Naturk. Thätigk. 1: 36

Nach Lehmann benannte Pflanzen:
Lehmanna Casseb. & Theob. 1848, Fl. Wetterau 32
Sempervivum lehmannii Schnittsp. 1863, Denkschr. Offenb. Ver. Naturk. 88

Lehmannia Sprengel 1817, Lehmannia Trattinick 1824 und Lehmannia Steudel 1840 nach dem Hamburger Botaniker Johann Georg Christian Lehmann (1792‒1860), Lehmanniella Gilg 1895 und Neolehmannia Kränzlein 1899 nach dem deutschen Pflanzensammler und Konsul in Kolumbien Friedrich Carl Lehmann (1850-1903).

Publikationen:
    Lehmann: Utricularia pulchella
  • 1833: Ueber die Flora der Umgebungen von Stassfurth. ‒ Flora 16-1(16): 241‒249, Regensburg.
  • 1835: II. Correspondenz. (Seltene Pflanzen der Gegend von Düsseldorf). ‒ Flora 18-1(9): 138‒144, Regensburg.
  • 1843: Utricularia pulchella, eine neue deutsche Pflanze. ‒ Flora 26-2(47): 785‒786, Regensburg.
  • 1847: Botanische Bemerkungen von C. B. Lehmann in Offenbach A. Der Hengster, B. Drosera obovata M. et K. ‒ Verhandl. Naturhistor. Ver. Großherzogthum Hessen Umgebung. B. Verhandl. Botan. Section. Erstes Heft: 47‒49, Darmstadt.
  • 1850: Sempervivum Doellianum, eine neue Pflanze der Alpen. ‒ Flora 33(29): 449‒450, Regensburg.
  • 1855 mit G. F. Schnittspahn: Ueber die im Freien in den deutschen Gärten vorkommenden Arten der Gattung Sempervivum. ‒ Flora 33(1): 1‒8, Regensburg.
  • 1855 mit G. F. Schnittspahn: Ueber die im Freien in den deutschen Gärten vorkommenden Arten der Gattung Sempervivum. ‒ Flora 33(2): 17‒24, Regensburg.
  • 1856 mit G. F. Schnittspahn: Sempervivum tomentosum, eine neue Art aus der Gruppe der Arachnoideae. ‒ Flora 39(4): 56‒59, Regensburg.
  • 1857: Aus der Gegend von Frankfurt am Main. ‒ Oesterreich. Botan. Wochenbl. 7(27): 214‒217, Wien.
  • 1860 mit G. F. Schnittspahn: Drei neue Semperviva. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. Thätigk. 1: 32‒37, Offenbach am Main.
  • 1861: Beiträge zur Flora von Offenbach und Umgegend. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. Thätigk. 2: 98‒99, Offenbach am Main.
  • 1862: Botanische Notizen. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. Thätigk. 3: 30‒31, Offenbach am Main.
  • 1863 mit G. F. Schnittspahn: Neue Semperviven. ‒ Der Dr. Joh. Christ. Senckenbergischen Stiftung widmet zu ihrer Saecularfeier am 18. August 1863 diese Denkschrift der Offenbacher Verein für Naturkunde: 87‒92, 1 Tafel, Offenbach am Main.
  • 1864: Zwei neue Semperviven. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. Thätigkeit Thätigk. 5: 55‒57, Offenbach am Main.
  • 1869: Nachtrag zu Schnittspahn's Flora von Hessen. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. Thätigk. 10: 60‒63, Offenbach am Main. [In der Einleitung heißt es: Da ich durch meine Krankheit verhindert war, diese Bemerkungen niederzuschreiben, so übernahm solches Herr Fr. Winter, wofür ich diesem Herrn meinen herzlichsten Dank hiermit ausspreche.]
Publikationen zu Carl Bernhard Lehmann:
  • Anonymus 1875: Amtliche Bekanntmachungen. Verzeichnis der in der Stadt Offenbach Gestorbenen. ‒ Offenbacher Zeitung 18. Juni 1875, Nr. 140 [14. Juni: Karl Bernhard Lehmann, hiesiger Bürger und Chemiker, alt 64 Jahre, beerdigt 16. Juni].
  • Walter [H. F. C.] 1878: Nachruf in der öffentlichen Sitzung am 14. Mai 1876. ‒ Ber. Thätigk. Offenbacher Ver. Naturk. 17/18: 3‒6, Offenbach am Main.
  • Schenck H. 1927: Lehmann, Karl Bernhard, Pharmazeut und Botaniker, 1811 bis 1875. ‒ In: Haupt H. (Hrsg.): Hess. Biographie 2: 469‒470, Darmstadt. [unveränderter Neudruck 1973].
  • wi [Wittenberger G.] 1969: „Der Durst nach Wissenschaft ist ein quälendes Ding“. Heute: Der Pflanzenkundler und Pharmazeut Carl B. Lehmann. ‒ Offenbach-Post 22. 7. 1969: 4.
  • Hein W.-H. 1975: Lehmann, Karl Bernhard. ‒ In: Hein W.-H. & Schwarz H.-D.: Deutsche Apotheker-Biographie 1, A‒L: 364‒365, Stuttgart.
  • Wittenberger G. 1980: Carl B. Lehmann ‒ Pharmazeut, Fabrikant und Pflanzenkundler. ‒ Alt-Offenbach. Blätter Offenbacher Geschichtsver., Neue Folge 3: 2‒3, Offenbach am Main.
  • Wittenberger G. 1984: Der Offenbacher Verein für Naturkunde 1859-1984. ‒ Abhandl. Offenbacher Ver. Naturk. 6: 17, Offenbach am Main. [Lehmann].
  • Wittenberger G. 1989: Naturforscher in Offenbach ‒ Lebensbilder. ‒ Abhandl. Offenbacher Ver. Naturk. 7: 38‒40, Offenbach am Main. [Lehmann].
  • Döring R. 1999: Index Collectorum Herbarii Senckenbergiani (FR) . Courier Forschungsinstitut Senckenberg 217: 155, Frankfurt am Main. [Lehmann].
  • wi [Wittenberger G.] 1999: Walter und Lehmann. Bilder dieser Korrespondierenden Mitglieder gesucht. ‒ Hanauer Anzeiger 30. 12. 1999, Hanau.
  • wg [Wittenberger G.] 1999: Wichtige Personen aus der Anfangszeit. Naturkundler suchen Bilder fürs Vereinsarchiv. ‒ Offenbach-Post 31. 12. 1999, Offenbach am Main.
  • Wittenberger G. 2020: Carl Bernhard Lehmann: Apotheker, Fabrikant und Botaniker. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. 119: 3‒37, Offenbach am Main. „2019“.
Quellen:
Anonymus 1840: List of members. - Annual Rep. Proc. Botan. Soc. 1: 19-30, Edinburgh.
Anonymus 1853: Botanischer Tauschverein in Wien. ‒ Oesterr. Botan. Wochenblatt 3(8): 63, Wien. [Vom Herrn Dr. Lehmann, in Offenbach, mit Pflanzen aus der Flora von Deutschland und der Schweiz].
Anonymus 1853: Botanischer Tauschverein in Wien. ‒ Oesterr. Botan. Wochenblatt 3(13): 103, Wien. [Verzeichnis neu eingesandter Pflanzenarten].
Anonymus 1854: Botanischer Tauschverein in Wien. ‒ Oesterr. Botan. Wochenblatt 3(3): 31, Wien. [Von Herrn Lehmann in Offenbach, mit Pflanzen aus Deutschland].
Anonymus 1854: VIII. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien, im Jahre 1853. ‒ Oesterr. Botan. Wochenblatt 4(5): 42‒44, Wien. [43: Lehmann C. B., in Offenbach. ‒ Einges. 1876 Expl. aus der Flora von Deutschland].
Anonymus 1855: IX. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien, im dem Jahre 1854. ‒ Oesterr. Botan. Wochenblatt 5(5): 35‒37, Wien. [36: Lehmann C. B., in Offenbach. ‒ Einges. 418 Expl. aus der Flora von Deutschland].
Anonymus 1858: XII. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien im Jahre 1857. ‒ Oesterr. Botan. Zeitschrift 8(2): 69‒71, Wien. [70: Lehmann C. B., Apotheker in Bonames. ‒ Einges. 370 Expl. aus der Flora von Frankfurt a.M.].
Ascherson P. F. A. 1867: Wilhelm Rother, Nachruf. ‒ Verh. Botan. Ver. Provinz Brandenburg Angrenzenden Ländern 9: 30x‒33x, Berlin.
Burkhardt L. 2018: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. ‒ Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Erweiterte Edition, Teil 1, Berlin. 1220 Seiten.
Buttler K. P. 2012: Notizen zur Bestandsaufnahme des Efeu-Moorglöckchens (Wahlenbergia hederacea) in Hessen. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. 112: 3‒20, Offenbach a.M.
Cassebeer J. H. & G. L. Theobald 1847/1849: Flora der Wetterau. – Friedrich König, Hanau. 1. Lfg. (1847), I‒CXII, 1‒160; 2. Lfg. (1849), 161‒267.
Dippel L. 1876: Herbariums-Verkauf. ‒ Flora 59(2): 32, Regensburg.
Gregor T. 2000: Typisierung von Utricularia pulchella C. B. Lehmann (Lentibulariaceae). ‒ Bot. Natursch. Hessen 12: 5‒8, Frankfurt am Main.
Ilg W. 1984: Die Regensburgische Botanische Gesellschaft. Ihre Entstehung, Entwicklung und Bede?tung, dargestellt anhand des Gesellschafts-Archivs. ‒ Hoppea 42: 1‒391, Regensburg.
Schnittspahn G. F. 1846: Flora der Gefässe-Pflanzen des Grossherzogthums Hessen. Ein Taschenbuch für botanische Excursionen. 2. Aufl. ‒ Johann Philipp Diehl, Darmstadt. LXXII + 328 Seiten.
Wirtgen P. W. 1844: Ueber Scrofularia Neesii Wtg. ‒ Verhandl. Naturhistor. Ver. Preuss. Rheinlande 1: 25‒32, Bonn.
Wirtgen P. W. 1844: Erster Nachtrag zum Prodromus der preuss. Rheinlande. ‒ Verhandl. Naturhistor. Ver. Preuss. Rheinlande 1: 39‒48, Bonn.
Wirtgen P. W. 1847: Die kryptogamischenGefässpflanzen der preussischen Rheinlande. ‒ Verhandl. Naturhistor. Ver. Preuss. Rheinlande 4: 17‒47, Bonn.
Wirtgen P. W. 1850: Neue Beiträge zur Kenntnis der rhein . Verbasken. ‒ Verhandl. Naturhistor. Ver. Preuss. Rheinlande Westphalen 7: 30‒39, Bonn.
Wirtgen P. W. 1859: Dr. Wirtgen Herb. plant. select., crit. hybr. Flor. rhen. Fasc. VIII. ‒ Koblenz.
Wittenberger, W. 1972: Verschwundene Pflanzenbestände am Entensee. ‒ Ber. Offenbacher Ver. Naturk. 77: 24‒25, Offenbach am Main.

Ev. Pfarramt Coswig/Anhalt (A. Frenzel)
Landeskirchliches Archiv Dessau (G. Preckel)
Stadtarchiv Coswig/Anhalt (J. Preiß)
Stadtarchiv Düsseldorf (K. Früh)
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt (R. Heyl)
Stadtarchiv Koblenz (M. Koelges)
Stadtarchiv Offenbach/Main (A. Pujari)
Stadtarchiv Zerbst (V. Hesse)
Francisceumsbibliothek Zerbst (P. Volger)
Landesarchiv Sachsen-Anhalt (A. Boeck)
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (M. Titze)
Universitätsarchiv der Humboldt-Universität Berlin (S. Rübisch)
Universitätsbibliothek Regensburg/Archiv Regensburg, Botan. Gesellschaft (N. Schmidt-Dechant)
Naturhistorischer Verein der Rheinlande und Westfalens (R. Wißkirchen)
Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau (G. Seidenschwann)

Handschrift: Carl Bernhard Lehmann, Beleg in JE

© BVNH 18. Dez. 2021